Kessel und Züger Architekten

Schweizer Pavillon Architekturbiennale 2018

Venedig

In der zunehmenden Verdichtung von Stadtquartieren gerät das Wohnumfeld unter Druck. Nicht das Wohnen und der Grundriss sondern die Schwellenräume haben Einfluss auf Kontakte und Konflikte einer Nachbarschaft. Neben den minimalen Gesten der Architektur der Schwelle wirken zahlreiche weitere Aspekte auf die Gestaltung: Die Wahrnehmung, Normen und Gesetze wie auch der Gebrauch. Darauf aufbauend bietet das Ausstellungskonzept eine umfassende Sicht auf das Thema Schwellenräume.
Das wird in der Installation im Pavillon erfahrbar, in Form einer erhöhten Plattform, die vom Innenhof bis in die Giardini ausgreift. Das ermöglicht einen neuen Zugang. Die Plattform bietet Sitzgelegenheiten, wird Verweilort und Verteiler. Das thematisiert den Sozialraum sowie das Prozessuale der Architektur und unterläuft die Falle der Repräsentation.
Das erste Exponat empfängt die Besucher bereits vor dem Bau: Eine eigens verfasste Hausordnung als lustvolle Befragung des helvetischen Konsenses, die Möglichkeitsräume öffnet. Nicht blinder Gehorsam sondern achtsames Grüssen wären ideale Begleiter in Treppenhäusern. Im Pavillon findet sich eine Beispielsammlung von Schwellenräumen aus aller Welt – gesammelt von Bewohnern – präsentiert als halbrunde Arena, gebildet aus Postkarten: Gute neben Schlechten, Hiesige neben Fremden legen kulturelle Differenzen offen. Axonometrien von Schwellen bekannter Architekturikonen zeigen für einmal auch den Gebrauch des Raumes. Ein Lesetisch bietet Möglichkeiten zur Vertiefung. Kurzfilme von fünf aktuellen Wohnprojekten Schweizer Architekten bringen den physischen Raum und die soziale Handlung ins Bild. Ihre Präsentation auf einer zweiseitig bespielten Leinwand versinnbildlicht den dualen Charakter von Schwellen. Als Ausstellungskatalog liegen Zeitungen zum Mitnehmen aus, wie in Schwellenräumen üblich.

Wettbewerb, Endauswahl, nicht realisiert, Fläche: 710 m², Leistungsphasen: 2
Entwurf: 04.2017 – 05.2017
Auftraggeber: Pro Helvetia – Schweizer Kulturstiftung
Team: Irina Hoppe, Florian Kessel, Caspar Schärer, Roland Züger, Marcel Bächtiger
Renderings: Veit Eckelt