Kessel und Züger Architekten

Anwärterwohnheim

Oranienburg

An der südlichen Ausfallachse der Berliner Straße liegt die neue Unterkunft der Hochschule der Polizei. Das engere Umfeld ist heterogen in seiner Struktur: Reste der Gründerzeitstadt, Zeilenbauten aus der Nachkriegszeit, Neubauten aus jüngster Zeit sowie kleinteilige Einfamilienhausquartiere. In diesem Geflecht bildet der U-förmige Neubau einen eigenen Ort, durch einem geschützten Hof, an dessen Leben im Schatten der Bäume sich ehemalige Studierenden zukünftig hoffentlich gerne zurückerinnern.

Ein markanter Funkmast sowie die alte Ziegelmauer der Gedenkstätte an das ehemalige Konzentrationslager an dieser Stelle prägen die Nachbarschaft im Süden. Von hier aus erreicht man auch den westlichen Grundstücksteil, der dem Parken von Fahrrädern und Autos vorbehalten ist.

Vom leicht ansteigenden Hofniveau aus betritt man das Erdgeschoss unter einem einladenden Vordach. Im Zugangsflügel liegen ebenerdig die Räume der Verwaltung, darüber auf jeder Etage jeweils ein Gemeinschaftsraum sowie zwei Salons mit Waschmaschinen und Trocknern. Eine gemeinschaftlich genutzte Dachterrasse bekrönt den Zugangsflügel.

Die Gebäudeflügel zur Seite sowie die aussenliegenden Raumschichten nehmen die kompakten Doppel-Appartements für die Studierenden auf. Sie sind flexibel nutzbar und verfügen über jeweils zwei Zimmer und einen geteilten Bereich in deren Mitte mit Küche und Bad. Jedes Zimmer ist separat vom Korridor aus zugänglich. Wie die grosszügigen Treppenhäuser zwischen den Flügeln erhält auch dieser Mittelflur direktes Tageslicht.

Konstruktiv ist das Gebäude in Massivbauweise ausgeführt. Der hohe Anteil an Vorfabrikation (Massivbau, Bäder) ermöglicht eine schnelle Bauweise, hohe Ausführungsqualität und lange Dauerhaftigkeit. Decken und Wände bestehen aus grossen Tafeln aus Stahlbeton-Fertigteilen mit aussenliegender Wärmedämmung und einem Verputz in mineralischem Aufbau. Die Trockenbauweise der Raumaufteilung hält den Grundriss für spätere Umnutzungen offen. Die hochwertigen Fenster sind aus langlebigem Aluminium hergestellt und aussen mit einem textilen Sonnenschutz ausgestattet. In den Fensterbrüstungen liegen Nachstromöffnungen für frischen Zuluft, ein Merkmal des Low-Tech-Ansatzes im Haus. Das hochliegende Erdgeschoss und die wenigen Kellerflächen reduzieren den Aufwand für den Aushub. Das ist finanziell und ökologisch von Vorteil, genauso wie das Sammeln des Regenwassers auf den begrünten Flachdächern.

Das einseitige Staffelgeschoss sowie die besondere Eckausbildung der Flügel reduzieren optisch das Volumen und eröffnen dafür interessante Ausblicke. Auch die Anordnung der Fenster zu Paaren hilft, den wahrgenommenen Massstab des Wohnhauses zu verkleinern und bringt ein feines Spiel in die Fassaden. Genauso verleiht der dezente Farbeinsatz im Inneren und Äusseren dem Gebäude Frische und Freundlichkeit.

Vergabeverfahren, in Realisierung, Fläche: 12.350 m², Leistungsphasen: 3 – 5
Planung: 04.2021 – 01.2023, Realisierung: 02.2023 – 01.2026
Auftraggeber: Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB)
Team: Rabea Chaanin, Quentin Heinzer, Florian Kessel, Anne Kummetz, Danny Liu, Roland Züger
Planerteam: K+P Ingenieure / Kessel und Züger Architekten